
Im vorchristlichen germanischen Weltbild besitzt das gesprochene Wort schrecklich starke, schöpferische Kräfte. Es wurde anerkannt, dass die Aussprache von Wörtern einen enormen Einfluss auf die Belange des Lebens hat.
Die Auswirkung eines laut gesprochenen Satzes konnte nicht in Frage gestellt und nie zurückgenommen werden – als wäre es irgendwie körperlich geworden… Worte schaffen Realität, nicht umgekehrt. Dies ist in einem wichtigen Sinn, eine Vorwegnahme der Philosophie der Sprache, die der deutsche Philosoph Martin Heidegger in seinem semantischen Essay über Sprache vorbrachte.

Für Heidegger (Foto) ist Sprache ein unausweichliches, strukturierendes Element der Wahrnehmung. Worte reflektieren nicht nur unsere Wahrnehmung der Welt; Vielmehr erleben wir die Welt in den besonderen Weisen, die unsere Sprache von uns verlangt. Denken außerhalb der Sprache ist für uns deshalb buchstäblich undenkbar, weil alle Gedanken in der Sprache stattfinden – folglich die innewohnenden, göttlichen kreativen Mächte von Wörtern. In der traditionellen germanischen Gesellschaft bedeutet dies, ein Gedanke…
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